Samstag, 25. Februar 2012

Willkommen bei den Jammerlappen möchte man rufen!


Die Vorstände von Fraport, Lufthansa und Condor gründen eine Initiative um die einseitig und emotional geführt Debatte wieder in eine differenzierte und sachliche Diskussion um die Vorteile des Flughafens einzutreten. Der unbedarfte Beobachter wird sich sicher fragen, was für eine Diskussion die Herren wohl in den letzten 12 Jahren geführt haben werden. Um die Entlastung der Anwohner ging es ganz offensichtlich nicht und auch nicht um die wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Lärmwirkungsforschung und den Konsequenzen daraus. Hier bedeutet Differenziert und Sachlich wieder nur die Leugnung der schweren Folgen der Anwohner und das zeigt sich schon in der gesamten Werbestrategie – nirgends wurde der Lärm überhaupt erwähnt.


Man hat augenscheinlich noch nicht genug von neuen Jobs und die Bedeutung des Standortes und der Wirtschaft und dem ganzen Wohlstand und Aufschwung gesprochen. Es gibt wirklich Menschen in Hessen, die sich jeden Tag fragen, wann den nun Milch und Honig strömen werden. Auch hier muss man einmal klar erkennen, dass man ganz offensichtlich schon zu viel davon gesprochen hat. Anders ist es nicht mehr zu erklären, dass heute 20-25 Jährige denken, dass diese Region vor dem Bau dieses Flughafens eine Brache war, die erst durch Flugzeuge erweckt wurde. Wie verdreht diese Sicht ist, zeigt sich daran, dass diese Region schon im Mittelalter eines der urbanen Zentren dieser Welt war und das auch gerade wegen seiner zentralen Lage. Auf die Idee, dass dieser Flughafen mehr von der Region profitiert haben könnte, als umgekehrt kommen junge Menschen schon gar nicht mehr! Da ist nur noch „Ja zu FRA“. Sicherlich ein Verdienst der jahrelangen Berieselung von Wirtschaft und Landesregierung mit bescheuerten Begriffen wie „Herzmuskel der Region“!

Nun ist der Auftakt dieser Public Relations – Schlacht um die „vergessen“ Werte des Flughafens eine Kundgebung, eine Demonstration!? Wiederum muss man sich fragen, was demonstrieren diese Unternehmen überhaupt? Seite Jahren wird ihnen von der Politik jeder noch so widerwärtige und unverschämte Wunsch von den Augen abgelesen und jetzt wo man die Früchte seiner eigenen Ignoranz ernten kann – will man öffentlich jammern und genauso emotional und einseitig seine Interessen vertreten, wie die getäuschten und belasteten Anwohner?

Willkommen bei den Jammerlappen möchte man rufen!

Aber klären wir doch einmal, was ist den so eine Demonstration und warum ist es solch ein Novum, das Unternehmen dazu aufrufen.


Mit der Staatsform einer modernen Demokratie hat sich in allen Staaten auch das Recht des Bürgers auf Demonstrationsfreiheit entwickelt. Dieser Protest entsteht meist spontan durch ein subjektiv annähernd zeitgleich empfundenes Unrecht. Ein Unrechtsgefühl, dass von Entscheidungen der Politik oder von „übermächtigen“ Institutionen ausgelöst wird. Dabei werden Betroffenheiten gegen gesellschaftliche Missstände, Unmut gegen Gefahrguttransporte durch Wohngebiete, auch im Arbeitskampf, bei als ungerecht empfundene Belastungen der Bürger durch Politik oder Wirtschaft, als Störung des sozialen Friedens empfundene Entscheidungen der Politik oder wie in unserem aktuellen Fall auf die Schädigung von mehreren hunderttausend Menschen, durch die Genehmigung eines umstrittenen Bauvorhabens zum Ausdruck gebracht.

Im Kern kann man sagen, Demonstrationen sind eine Form des Bürgerprotestes und kommen daher auch von den Bürgern. Das Unternehmen ihre Mitarbeiter „einladen“, indem sie diesen Angst vor Jobverlust machen, durch Massenmails Ihren Kundenstamm abklappern, Radiowerbung und großformatige Zeitungsanzeigen schalten um eine möglichst breite „Bewegung“ zu bekommen – grenzt schon ein wenig an Propaganda vergangener Tage. Wer hat sich diesen undemokratischen Wahnsinn einfallen lassen? Eine saubere PR-Agentur, die überall mitmischt, wenn es hunderte oder tausende Verletze oder Tote gab oder die Verseuchung der Natur zu verschleiern ist?

Wie soll man nach dieser Nummer zu differenzierten und sachlichen Diskussion finden? Das ist wohl nur ein kleines Lippenbekenntnis, denn schon die Aussagen, die Diskussion in den letzten Wochen wäre einseitig ist wohl nicht ganz haltbar. Endlich wird doch seit Jahren einmal wirklich über die Vor- und die Nachteile in den Zeitungen berichtet. Sicherlich manchmal emotional, aber was erwarten die Herren, wenn man Leben, Hoffnungen, Gesundheit und die Zukunft von Kindern zerstört? Niemals in den vergangenen 12 Jahren war diese Diskussionen ausgewogener als sie es derzeit ist. Diese Unternehmen sich endlich den Folgen ihres Wachstums und der Steigerung ihres Wohlstandes stellen müssen. Um mehr geht es hier nicht, denn finanziell wird die Region allerhöchstes in eine paar Jahren merken können, ob es wirklich etwas gebracht hat. Einige Kommunen merken es vermutlich jetzt schon, dass der Jobmotor „Flughafen“ nichts als ein Verschiebebahnhof ist. Diesen Kommunen fehlen nämlich plötzlich die Gewerbeeinnahmen, weil die Firmen mit Ihren Mitarbeiter an den schönen Frankfurter Flughafen gezogen sind. Der Volkswirtschaftliche Nutzen daraus ist gleich Null, der Schaden für die Kommunen indes gewaltig. Lediglich die Stadt Frankfurt kann sich über ein ansteigen der Gewerbesteuer freuen und der Flughafen über die Immobilieneinnahmen.

Bilanz / Shareholder Value vs. Grundgesetz / Gesundheit und Eigentum

Wofür wird nun wirklich demonstriert? Schon mal nichts, was die Politik betrifft, denn die Landesregierung kann nun wirklich nicht mehr machen, als gegen Ihre eigenen Bürger klagen, weil es die Lufthansa nicht durfte. Mit diesen Menschen wollen die Unternehmen ihre Ziele wieder "präsent" machen und damit rechtfertigen, was tausende seit Wochen und Monaten diesen Unternehmen vorwerfen. Die Schädigung Ihrer Gesundheit, die Störung der Entwicklung von Kindern und die Vernichtung von mehreren Hundertmillionen Euro an privatem Vermögen.

Das jeder Demonstrant am 1.3 eigene Interessen vertritt ist den Veranstaltern wohl bewusst mit dem unspezifischen Aufruf einkalkuliert. Die Mitarbeiter demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, welche durch eine vor 12 Jahren gegebene Zusage dieser drei nun in Gefahr sein könnten, die Geschäftskunden und Urlauber fürchten wohl um ihre Flüge die ganz offensichtlich nicht in Gefahr sind, einige andere wollen einfach für Wohlstand und Wachstum einstehen, ohne vermutlich genau zu wissen was das überhaupt sein soll und eine weitere Gruppe wird wohl aus jungen Menschen bestehen, die einen Flughafen einfach nur "Cool" finden.

Das gerade diese drei Unternehmen mit ihrer gesamten Planung der letzten Jahre sowohl für die Jobverluste bei den Mitarbeiter, als auch an den Demonstrationen der Anwohnern die Verantwortung haben – scheint wirklich niemand zu stören.

Man wolle mit klarer Stimme und guten Argumenten ein sichtbares Zeichen für einen Flughafen setzen. Und dafür sei es nötig, dass alle Mitarbeiter, Geschäftskunden und Urlauber öffentlich demonstrieren, damit einmal die schweigende Mehrheit zu Wort komme. Wie kann man eigentlich mal einfach davon ausgehen, dass die "schweigende" Mehrheit für so einen Quatsch steht? Wenn Menschen schweigen hat das in der Regel einen guten Grund!

Aber man kommt doch sofort auf die laute Minderheit. Ja, es gibt eine Minderheit, die seit Jahren juristisch gegen diesen Ausbau kämpft und dieser Widerstand wurde jetzt nachdem die neue Landebahn in Betrieb genommen wurde öffentlich und teilweise massiv – aber immer friedlich und kreativ! Ob man bei den belateten Menschen allerdings wirklich von einer Minderheit sprechen kann? Ist wohl reichlich relativ, aber über 300.000 Menschen und wenn man mal dem Umweltbundesamt folgt, sogar bis zu 3 Millionen - kann niemand mehr von einer Minderheit sprechen.

Man wird am 1.3 mit Sicherheit ein sichtbares Zeichen setzen, dafür werden schon alleine die Werbung und die üblichen „Amuse-Gueule“ dieser Veranstaltungen sorgen, aber ob es ein Zeichen für einen Flughafen und für einen sachlichen Dialog sein wird, kann man sicher entschieden bezweifeln.

Es wird ein Zeichen werden, für die Ignoranz und den Egoismus von Wirtschaftunternehmen, die plötzlich merken, dass ihnen die Felle wegschwimmen, weil die Wahrheit zu früh ans Licht gekommen ist. Fluglärm macht krank ist eben nicht nur so Spruch um Mitleid zu bekommen, sondern eindeutig die Wahrheit und dass wusste man auch schon 2007!

Das Problem wird sein, dass 77% der Hessen derzeit „Ja zu FRA“ sagen, aber nur in Verbindung mit einem Nachtflugverbot. Unter Berücksichtigung, dass es in Leipzig nicht ganz so rosig aussieht und man befürchten muss, dass Wiesbaden einiges an „Hausaufgaben“ bekommen wird wäre die Stimmung fatal. Die Landesregierung könnte nicht mehr so großzügig mit den Geschenken für Ihren Herzmuskel umgehen. Aus diesem oder einem anderen Grund, geht es hier nicht um einen Sachlichen Dialog, sondern um die Vorherrschaft der öffentlichen Meinung und nichts anderes. Es wird derzeit einfach viel zu viel von den Menschen berichtet, für die nicht Milch und Honig fließen werden. Auch zu viele überprüfen derzeit die Aussagen dieser Unternehmen auf Ihre Richtigkeit und finden einfach offensichtliche Lügen.

Wenn die Drei etwas für Ihren Ruf hätten machen wollen, dann hätten diese besser ein paar Schulen mit richtig genialen Lärmschutzfenstern ausgestattet! Das hätte mehr Wirkung gehabt als flotte Reden über Inhalte, die der Region seit Jahren vorgebetet werden.

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