Samstag, 8. Dezember 2012

Der Lärm, die Bürgeraktion, der Schutz und das Geld von Kai Rohde





Kai Rohde veröffentlichte in Facebook einen offenen Kommentar, seiner Bitte diesen Text zu verbreiten komme ich gerne nach.

Kai Ro: "OFFENER KOMMENTAR, auch für die Mitleser der Presse und Politik. Das schweigen der Verantwortlichen ist verräterisch. Der Text kann geteilt, zitiert und verbreitet werden. Am Thema Lärmschutz bleibe ich dran, ich habe schon einige positive Rückmeldungen und auch Dank gehört, für diese Unterstützung danke ich Euch allen!"
 
 
Der Lärm, die Bürgeraktion, der Schutz und das Geld

Prolog
Ja, es sind ereignisreiche Zeiten um den Flughafen Rhein-Main. Unser Flughafen, der dort liegt, wo einst die Wasserstoffleitungen des Chemiewerkes endeten um die Zeppeline zu befüllen und diese, den meteorologischen Phänomenen besonders ausgesetzten Transportmittel, dann mit dem Westwind zu den Hauptreisezielen zu entlassen. viel hat er gesehen, auch die Entwicklung der zivilen Luftfahrt, vom Propeller zum Strahltriebwerk. Doch auch die Gemeinden wuchsen, nicht weil der Flughafen in den 30er, 40er oder 50er Jahren so eine herausragende wirtschaftliche Stellung hatte, da waren zu jener Zeit eher die Farbwerke und die Gummiindustrie zu nennen, nein, Wohn- und Gewerberaum wurde gebraucht, aufgrund der Folgen des Krieges. Das soll dem Flughafen Rhein-Main nicht seine steigende Bedeutung ab den späten 50er Jahren schmälern, aber es ist klar, nicht die Gemeinden wuchsen zum Flughafen, der Flughafen wuchs mit den wachsenden Ansprüchen in die Fläche. Damit auch der Lärm. Bereits seit den frühen 60er Jahren haben sich zaghafte, bürgerliche, Versuche entwickelt, sich gegen den Lärm der Flugzeuge zu wehren; mit jeder Ausbaustufe wuchs diese Entwicklung, wuchs der Widerstand gegen die Lärm- und mit zunehmendem Masse auch wahrgenommene Umweltbelastung. 1970, ein Jahr der neuen Erweiterung, auch gekoppelt mit dem Versprechen, das diese Erweiterung die letzte sein würde. Man wusste noch nicht, welche Proteste die Startbahn West auslösen würde. Die damalige Landesregierung, überfordert zwischen Dachlatten und Ratlosigkeit schwankend, sah sich gezwungen, ein immerwährendes Versprechen zu geben: Der Flughafen würde gemäß der Planfeststellung aus dem Jahre 1971 nicht über seine Grenzen herauswachsen. Kein Baum würde mehr fallen. Es kam anders...

Die Landebahn
Schon lange wünschte sich die Lufthansa AG eine zusätzliche Landebahn am Flughafen Rhein-Main, die Kapazitäten waren eng, Frankfurt bekannt als Verspätungshochburg, sollte in den Augen der Lufthansa fit für den Wettbewerb der Zukunft gemacht werden. Schnell waren Mitstreiter gefunden, die nicht nur das allgemeine Interesse am Wachstum im Auge hatten, sondern natürlich auch ganz eigene Interessen der Gewinnmaximierung. Das ist legitim, dafür ist man Unternehmer. So kam es, dass auch die Landesregierung den Ausbau wünschte; Aber die Bevölkerung musste überzeugt werden. Flugzeuge konnte man nicht wie Fässer mit atomaren Reststoffen in Bergwerken verstecken. Viele waren schon in Kelsterbach, in Raunheim. Wie beruhigt man eine verunsicherte Gesellschaft? Mit einer sorgfältig abgewogenen Illusion der Mitbestimmung: Die Mediation, im Grunde eine gute Idee, wurde ins Leben gerufen, immer darauf bedacht, den unabhängigen Bürgern nicht zu viel Anteil am Prozess zu geben.

Die Bürgeraktion
In dieser Zeit trafen sich honorable Mitglieder der Gesellschaft in der Gaststädte "zum grünen Baum" um zu überlegen, wie man die Menschen für einen weiteren Ausbau des Flughafens gewinnen könnte. Viele waren, nicht nur zufällig, am Flughafen engagiert oder in Ihrem Tun gerne Spenden- und Zuwendungsnehmer der Fraport AG oder auch der Lufthansa AG. Auch Politiker waren anwesend. Die "Bürgeraktion Pro Flughafen e.V." wurde gegründet, mit Zielen, die durchaus
respektierlich waren. Ein klares Ja zum Ausbau aber den Schutz der Bevölkerung nicht aus den Augen lassend. Es war den Anwesenden natürlich klar, man musste wenigstens so tun, als ob man sich für eine Gegenleistung zum Ausbau einsetzte, sonst war keine Akzeptanz zu erringen.


Die Versprechen
Die Umtriebe der Luftverkehrswirtschaft, der Politik und nicht zuletzt der Bürgeraktion waren auch nicht erfolglos. Es gab in den Zeiten der Mediation bis zum erfolgten Ausbau zwar Protest, aber er wurde kaum wahrgenommen. viele fühlten sich sicher; wurde nicht die Mehrbelastung mit dem klappern einer elektrischen Schreibmaschine verglichen? Man wurde auch nicht müde zu erwähnen, das für die betroffenen Gebiete natürlich der bestmöglich Schutz zur Verfügung gestellt wird, ganze Füllhörner würde sich auftun, die Anträge in spätestens 4 Monaten bearbeitet sein... Es war wie in einem Traum, jeder sorgte sich um die Anwohner und versprach buchstäblich das blaue vom Himmel. Auch die Bürgeraktion, wir erinnern uns, mit den honorablen, dem Luftverkehr nahestehenden Mitgliedern, lief zur Höchstform auf: Die Demonstranten im Wald würden ein Horrorszenario malen, es würde doch alles Menschenmögliche getan um die Belastung so gering wie möglich zu halten hieß es sinngemäß. Das in dieser Zeit nichts beim Lärmschutz passierte, fiel in der Euphorie niemandem auf; Die Blendgranaten wirkten.

Der Wind dreht
Am 21 Oktober 2011 wurde die Landebahn eröffnet. An diesem Tag und in den Wochen danach schwebte Flugzeug um Flugzeug von Westen kommend dröhnend die Landebahn an; Schon am ersten Tag war bei 24 Stunden zuvor noch glühenden Ausbauverteidigern ein eigenartiger Ausdruck der Fassungslosigkeit zu erkennen. Mit jedem Flieger wuchs die Wut ob der Tatenlosigkeit der Politik und der Unehrlichkeit der Luftverkehrswirtschaft. Mancher hielt sich noch zurück, sollten doch noch Lärmschutzmaßnahmen innerhalb von wenigen Wochen genehmigt werden. Andere suchten ihren Gefühlen Ausdruck zu geben: Bürgerinitiativen gründeten sich, im sozialen Netzwerken vernetzte man sich, Leserbriefe wurden geschrieben, Petitionen, Demonstrationen, bunt und Phantasievoll. Die Ausbauprotagonisten waren überfordert, es wurde weiter das Lied vom Schutz der Bevölkerung gesungen und gleichzeitig gegen die Minimallösungen der Mediation, das Nachtflugverbot, geklagt. Es wurde davon gesprochen, die Sorgen der Menschen sehr ernst zu nehmen und gleichzeitig eine zynische Werbekampagne ins Leben gerufen. Die Bürgeraktion Pro Flughafen fand ein neues Feindbild: den Wutbürger.

Die Angst
Der Wutbürger könnte einige Mitglieder tatsächlich aus dem Traum vom privaten wirtschaftlichen Erfolg herausreißen. Schnell war ein bekannter Lobbyist gefunden, der nun als Autor eifrig ein Zerrbild der demokratisch legitimierten Meinungsäußerung zu zeichnen versuchte. Dieser Autor hatte bereits unter FJ Strauss gedient und machte auch in den "Newslettern" der Bürgeraktion keinen Hehl aus seiner sozial- und Ökophobie. Der einzig ernstzunehmende Ansprechpartner der nicht organisierten Betroffenen machte sich mit einigen aufeinanderfolgenden "Newslettern" so komplett unglaubwürdig. Aber eines war interessant: Die Bürgeraktion Pro Flughafen hielt immer noch an ihrem Versprechen für den Einsatz zum Schutz der Bevölkerung fest.

Die Lüge
Nach der rasend schnell vergangenen Bearbeitungszeit des Regierungspräsidiums Darmstadt von immerhin über 12 Monaten trat plötzlich eine Schieflage in der Gewährung des passiven Lärmschutzes auf, nicht das am Anfang erwähnte geschah, nein, selbst in der Grundanfluglinie der neuen Landebahn wurden für einen großen Teil der Bebauung unsinnige, dafür günstige, Lüfter zugesagt. Es war kein Wort mehr von Lärmschutzfenstern oder bestmöglichem Lärmschutz zu hören, auf einmal hieß es: das Gesetz lässt eine Gewährung von Lüftern zu, herzlichen Glückwunsch. Lassen wir uns kurz rechnen, selbst der sehr knapp bemessene Betrag von 397 EUR pro Lüfter ist um ein Vielfaches niedriger als ein Lärmschutzfenster. Die Fraport AG ist zur Zahlung der Lärmschutzmaßnahmen verpflichtet, also was wird ein wirtschaftsorientiertes Unternehmen tun? Es wird nicht einen sinnvollen teuren Lärmschutz verifizieren sondern gerade noch den juristisch vertretbaren. Das geschieht nun in der Einflugschneise, wer hätte das gedacht?! Seit die ersten Bescheide ergangen sind, herrscht bei Politik, Wirtschaft und auch bei der Bürgeraktion ein eisiges Schweigen zum Thema, man duckt sich weg, verschanzt sich, kein Wort der ernstzunehmenden Sorgen.


Der Ausblick
Die Bürgeraktion Pro Flughafen wird meines Erachtens auch nichts zu diesem Thema sagen, vergessen sind die Versprechen, sich für den Schutz einzusetzen, wer von den Ausbaufreunden möchte schon der Fraport AG eine immens hohe Summe für notwendige Lärmschutzmaßnahmen in die Bilanz schreiben? Der Aktionär erwartet Dividende, der Vorstand erwartet Entlastung und der Aufsichtsrat erwartet Sitzungsgeld...Der Bürger hat Schutz erwartet. Vor diesem Hintergrund kann ich die Bürgeraktion Pro Flughafen eV nur dazu aufrufen sich entweder zum Thema
öffentlich zu äußern oder sich aufzulösen, das wäre konsequent.

...ende...


Zur Information, folgender Link. Die Familie Rohde ist keine Fiktion, sondern es handelt sich um eine echte Familie. Fluglärmgegner agieren überwiegend mit Ihrer echten Identität, nur unverhohlene Egoisten frönen der Ignoranz.

http://www.fr-online.de/flughafen-frankfurt/flughafen-frankfurt-fluglaerm-kein-schallschutz-in-der-einflugschneise,2641734,21009312,view,asFirstTeaser.html


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